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Bemerkenswerte Mineralvorkommen im Stadtgebiet von Jena-Ost (Drevesstraße)

Anfang November 2007 überschlagen sich die Fundmöglichkeiten im Stadtgebiet Jena - nach 15 Jahren wieder für kurze Zeit offen: Die Quarzdrusenfundstelle in der Drevesstraße (Kernbergviertel)

Nachdem zuvor die klassische Fundstelle am Burgweg aufgeschlossen war, gab es nur wenige Tage später in einem anderen "lokal bekannten klassischen" Fundgebiet von Jena -Ost in einer schon lange dort ersehnten Baugrube wieder gute Fundmöglichkeiten! In der leider schon fertig ausgehobenen Baugrube konnte ein Profil des Karneol- und Quarzdrusen führenden Horizontes der Sollingfolge (Chirotheriensandstein) aufgenommen werden (siehe Aufschlüsse und Zweiter Geologischer Lehrpfad von Jena, Aufschluss 1). Dabei konnten einige der dort auch aus der Literatur bekannten Mineralien erneut aufgefunden werden. Bemerkenswert war die gute Qualität des Buntsandsteinkarneols, welche aus früheren Aufschlüssen im Umfeld bisher nicht bekannt war - s. Bild. Außerdem konnten Karneolkugeln, die solchen aus Zinna sehr ähnlich sind, zusammen mit kleinen Amethystquarzkristallen in den Drusen gefunden werden - s. Bild. Bei einem Vergleich der Paragenesen mit anderen Fundpunkten in Ostthüringen scheinen die Ähnlichkeiten in der Mineralausbildung mit dem erst seit 2005 bekannten Vorkommen von Zinna geradezu frappierend. Lediglich die Größe der in den Drusen vorkommenden Quarz(Amethyst)kristalle, die nur andeutungsweise erkennbare Arkadenachatbildung an den Rändern sowie die Ausbildung des Dolomits lassen kleinere Unterschiede erkennen.

Quarzdruse Anstehende Karneolknolle Karneolprobe netzartige Karneolgänge


Karneolkugeln in Quarzdruse

 Quarz/Dolomitdruse Amethystkristalle hellviolette Quarzkristalle
Anmerkung zum 3. Bild in der unteren Reihe: Das Amethystaggregat saß zum Teil unmittelbar auf einer Sandsteinbank und war in grünlichem Ton eingebettet. Eine etwa 10 cm mächtige Drusen führende Sandsteinbank war besonders an der Ostwand der Baugrube in der Mitte etwas unterhalb der verkieselten Sandsteinbank ausgebildet. Früher wurden solche Quarzkristalle in einheimischen Sammlerkreisen nach dem Entdecker der Fundstelle, Herrn Dipl. Geologe W. FISCHER (†) als "Fischeramethyst" bezeichnet.

warzige, geringmächtige Karneolkrusten Mikroachat
 

Bitte beachten: Das Gebiet ist inzwischen vollständig überbaut. Es bestehen keine Fundmöglichkeiten mehr.

Literaturhinweis und Auszug aus den Artikel in der Fundgrube (mit Erläuterungen)

FISCHER, W. (1975): Amethyst aus dem Chirotheriensandstein von Jena.

FISCHER, W. (1975): Amethyst aus dem Chirotheriensandstein von Jena. - Fundgrube XI. H. 1/2. S. 46-47:

 

"Nicht weit vom Beginn des Jenaer Naturlehrpfades, an den sogenannten "Teufelslöchern" befindet sich die Drevesstraße. Gegenüber den Häusern...liegt unbebautes Gelände. Dort steigt die Straßenböschung einige wenige Meter an, an der der Chirotheriensandstein,...,undeutlich aufgeschlossen ist.(Abb. 3). Im Chirotheriensandstein sind Karneolknollen relativ häufig enthalten, selten dagegen treten Drusen mit frei kristallisiertem Quarz auf, wie dies am beschriebenen Fundpunkt der Fall ist. Die hier vorkommenden Drusen sind meist hühnereigroß. Die Kristalle erreichen eine Länge bis zu 2 cm und sind teilweise gleichmäßig hellviolett gefärbt. Fast immer sind die Kristalle etwas milchig getrübt. Die Oberfläche ist meist glänzend oder mit abwasch- oder ablösbarem Kalzit überzogen. Besonders schön sind Stücke, bei welchen die Kristalle zusammen mit Karneol ausgebildet sind. Um gegenwärtig noch schöne Stücke finden zu können, muß man etwas schürfen. Durch die unmittelbar darunter anschließende Straße und das oberhalb angrenzende Gartengrundstück sind aber gewisse Grenzen gesetzt."   WERNER FISCHER
FISCHER, W. (1975): Amethyst aus dem Chirotheriensandstein von Jena Dieser Beitrag ist die erste Veröffentlichung der Fundstelle durch W. Fischer. Nachträglich wurden einige handschriftliche Eintragungen der Aufschlüsse im Umfeld seit 1985 durch mich im Artikel vorgenommen. Nachdem ein Aufschluss 10 Jahre später in unmittelbarer Nähe wieder Fundmöglichkeiten brachte, beschrieb ich ihn in einem späteren Heft der Fundgrube erneut kurz (Beitrag siehe unten). Ich übernahm aber die von den älteren Autoren dort beschriebenen Vorkommen von Dolomit statt Kalzit. Das wurde auch bei dem mineralogisch sehr ähnlichen Fundort Zinna bestätigt. Alle anderen Literaturhinweise orientierten sich an der Beschreibung durch den Erstautor. Deshalb taucht bei Bode und Autoren der fehlerhafte Hinweis auf Kalzit statt Dolomit auf.
Verbotsschild (siehe Text)

Ab 1975 befand sich noch bis vor kurzem an einer oberhalb des Hanges vorhandenen Gartenlaube der Hinweis: "BETRETEN des Hanges VERBOTEN Privatgrundstück" (siehe Bild links).

Dies war wohl auf die "Aktivität von Mineraliensammlern aus allen Bezirken der DDR zurückzuführen" (laut Aussage eines Anwohners).

weitere Literatuhinweise mit Erläuterungen

- VOLLSTÄDT, H. (1979, 1981): Einheimische Minerale, S. 359: "Gelegentlich kommt neben Karneol (oder zusammen mit diesem) Quarz in gut ausgebildeten Kristallen im Chirotheriensandstein vor. Im Stadtgebiet von Jena ist dies z. B. ...und in der Nähe der Teufelslöcher der Fall."

- LINDE, C. (1986): Mineralfunde im Gebiet von Jena und Bürgel, Fundgrube XXII, H 3. S. 94: "Ende August, Anfang September 1985 war die Fundstelle für Quarz und Karneol im Stadtgebiet von Jena-Ost kurzzeitig durch Neuverlegung von Wasserleitungsrohren aufgeschlossen. Es konnten neben den bekannten Quarz-Amethyst-Drusen (s. Fundgrube 1+2/1975) auch geringwertige Karneole gefunden werden. Die Quarzkristalle sind vereinzelt wasserklar und als doppelseitige Kristalle ausgebildet. Häufig wird der Quarz von gelbem Dolomit überzogen. Diese Fundstelle zeigt große Ähnlichkeit mit der Knollenkarneolfundstelle bei Thalbürgel. Die Drusen sind jedoch durchweg größer und zeigen nur spärliche Karneolränder." C. Linde

- HAAKE, FLACH, BODE (1994): Mineralien und Fundstellen Deutschland Teil 2, S. 27: 15. Drevestraße in Jena: "In einem Straßenanschnitt war der Chirotheriensandstein aufgeschlossen, in dem bis ca. 5 cm große Drusenhohlräume mit hellen, bis zu 2 cm großen Amethyst-kristallen auftraten. Die Drusenhohlräume waren nach außen mitunter durch roten Karneol mit warziger Oberfläche begrenzt, doch kommt dieser auch in einzelnen, separaten Knollen bis 3-4 cm Größe vor. In den Drusen wurden außerdem rhomboedrische Calzitkristalle beobachtet."

- MÄGDEFRAU, K (1928/1957):Geologischer Führer durch die Trias um Jena, 1928 S. 8, 1957 S. 9: "Auch Drusen von Quarz- und Dolomitkristallen sind nicht selten *6/29  *6/29) *Jenertal (*Jenertal ist die Straße in welche die Drevesstraße unterhalb des Fundpunktes einmündet. Ist also möglicherweise mit den Fundpunkt identisch).