In Jena-Ost befindet sich der Erste Geologische Lehrpfad von Jena, der Aufschlüsse vom Chirotheriensandstein (Mittlerer Buntsandstein) bis zum Unteren Muschelkalk (Unterer Wellenkalk) in einer Profillinie aufschließt. Er zeigt also die wichtigsten Gesteinsschichten der Trias um Jena. Man wandert sozusagen vom "Buntsandstein zum Muschelkalk".
Der Weg wurde von einer Schülergruppe im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft "Junge Geologen" im Jahre 1986 angelegt. Er ist mit einem blauen GL auf orange Quadrat als Wegemarkierung gekennzeichnet:
Er führt von Jena-Ost (Schillstraße) über die Wilhelmshöhe, am Nordhang des Hausberges entlang bis zu den Steinmalen hinter dem Fuchsturm (Bilder zum Vergrößern anklicken).
Nach etwa 100 Metern nach der Straßenbahnhaltestelle "Geschwister-Scholl-Straße" in der Schillstraße kommt man an einen Felsen. Dieser besteht im unteren Bereich aus einem hellen Sandstein. Diese Felsen gehören noch zur Formation des Mittleren Buntsandsteins der Trias. Dabei handelt es sich um den Chirotheriensandstein (Solling-Formation) der diesen Namen nach den örtlich darin vorkommenden Fährtenabdrücken von Chirotherium ("Handtier" s. Bilder unten) bekam.
Dieser Aufschluss wurde im Jahr 2001 als Typuslokalität für die Abfolge des Thüringer Chirotheriensandsteins (i.e.S.) in Jena erkannt.
In einem Graben für Versorgungsleitungen in der Schillstraße direkt unterhalb des Aufschlusses konnte man im Dezember 2005 eine Lösscholle beobachten unter welcher der Chirotheriensandstein abtauchte (2. Bild von rechts). Im Untergrund waren etwa anderthalb Meter Liegendes aufgeschlossen (Bild rechts):
Diese Sandsteinplatte mit Tetrapodenfährten fand ich 1980 zwischen Schiebelau und Großbockedra. Sie stammt aus dem gleichen Horizont wie die Neufunde nach dem Felsabbruch am Aufschluss in der Schillstraße. Aus Platzmangel verschenkte ich sie 1990 an einem meiner AG Schüler. In einer Diplomarbeit von S. Lang entdeckte ich sie dann zu meiner Überraschung im Jahre 2001 wieder.
Auch im Stadtgebiet von Jena sind schon solche Fährtenabdrücke gefunden wurden (z. Bsp. an der Mündung des Gembdenbaches in die Saale*, in der Nähe der heutigen Hügelstraße** und in neuerer Zeit bei Lobeda-Ost).
*...Chirotheriumsandstein: Einmündung Gembdenbach in die Saale: Fährten und Wirbel... (S. Passarge: "Das Röth im östlichen Thüringen")
**...In diesen Schichten hat R. Wagner auf dem nahen Hügelberg Chirotherienfährten gefunden... (E. Kirste: "Geologisches Wanderbuch für Ostthüringen und Westsachsen", S. 174/175)
Nach einen Felssturz im Juli 2004 bestanden auch unmittelbar am Beginn des Geologischen Lehrpfades am Aufschluss in der Schillstraße Fundmöglichkeiten für Fährtenabdrücke (*s. Bild) und Oszillationsrippeln (Wellenfurchen).
Das Besondere an dem Aufschluss in der Schillstraße sind nun aber die kleinen, deutlich zu erkennenden Karneoleinschlüsse (Halbedelsteine) an der Basis des Felsens.
Weiter erkennt man die darüber liegenden Fossilfreien Gipse (Basis des Oberen
Buntsandsteins), welche etwas links von den Erläuterungstafeln direkt auf dem Sandstein aufliegen. (Bild)
Wir folgen dem in einem kleinen Tal verlaufenden Fuchsturmweg bis kurz vor einer Kindertagesstätte rechts. Unterhalb eines Neubaues (auf dem früheren Gelände der Schule von Karl Brauckmann) sieht man den Aufschluss 1a des Geologischen Lehrpfades. Hier stehen in klassischer Weise die freigelegten obersten Schichten des Chirotheriensandsteins mit Wellenfurchen (Oszillationsrippeln) und die unmittelbar darüber liegenden Fossilfreien Gipse der Salinarrörfolge an. Dieser Aufschluss von MÄGDEFRAU als "Klassischer Übergang vom Mittleren zum Oberen Buntsandstein" bezeichnet, wurde erst 2006 in den Geologischen Lehrpfad mit eingebunden (s. Bilder links und Lehrpfadplan oben). Er ist leider nicht mehr frei zugänglich (Privatgrund).
Diese Grenze Chirotheriensandstein / Fossilfreie Gipse markiert den Übergang vom meist limnisch - fluviatil (durch Flussläufe gebildet) abgelagerten Mittleren Buntsandstein zum eher im Brackwasserbereich (Meereseinfluss) gebildeten Oberen Buntsandstein. Der Aufschluss 1 am Beginn des Ersten Geologischen Lehrpfades wurde im Jahr 2001 als Typuslokalität für die Abfolge des Thüringer Chirotheriensandsteins (i. e. S.) in Jena erkannt.
Auch an anderen Stellen in Jena - Ost ist dieser markante Übergang vom mittleren Buntsandstein (Chirotheriensandstein) zum oberen Buntsandstein (Fossilfreie Gipse) gut zu sehen. So z. B. an den "Terrassen" in der Karl Liebknecht Straße (Privatgrundstück nicht frei zugänglich - siehe Chronik Teil 4), am Aufschluss 1 a des Ersten Geologischen Lehrpfades (ebenfalls auf Privatgrund) - siehe oben, am unteren Burgweg und auch sehr schön an der Basis der Teufelslöcher. Hier treten sogar Quellen aus, weil das Wasser sich auf den wenige cm - starken tonigen Schichten zwischen Gips und Sandstein staut (siehe Zweiter Geologischer Lehrpfad).
Bei Niedrigwasser der Saale, besonders in trockenen Sommern, konnte man früher übrigens auch den Chirotheriensandstein direkt im Flussbett der Saale ca. 100 m flussabwärts der Camsdorfer Brücke bemerken. Er trat hier als einziger anstehender Fels in der Saale zwischen Maua und Steudnitz auf. Historisch wäre noch von Bedeutung, dass der Sandstein als Stubensand (Scheuersand) abgebaut wurde. Zahlreiche Höhlen (heute z. T. als Keller genutzt) erinnern noch daran. Auch rechts und links des Aufschlusses in der Schillstraße kann man die Höhleneingänge erkennen (Privatgrund). Die rechte Höhle kann bei Führungen besichtigt werden (Bilder rechts).
Wir folgen nun dem weiteren Verlauf des Fuchsturmweges, an der Kindertagesstätte mit Spielplatz vorbeigehend bis zu dessen Ende. Während wir links auf markiertem Wilhelm - Pitt - Weg nach wenigen Metern an einen interessanten Aufschluss mit zonar gefärbten Fasergipslagen (s. Bild und Lehrpfadplan oben) gelangen (Aufschluss 1b), halten wir uns nach der Rückkehr von diesem Aufschluss nun an der Orientierungstafel nach rechts und dann links ansteigend. Nach Fertigstellung der Wege und Treppenanlagen des Baugebietes Hausbergviertel wird der Geologische Lehrpfad nach dem Passieren der Übersichtstafel nicht nach links zum Aufschluss 2 geführt, sondern geradeaus am jetzt noch gesperrten Weg. Über die untere Straße (Karl-Brauckmann-Straße), dann eine Treppe links hoch die später zur oberen Straße, der Otto-Wagner-Straße (bereits fertiggestellt), führen wird. Unterhalb dieser Straße (am Wendehammer) befinden sich die Gipsschlotten 2. Vom Wendehammer aus wird man dann später über Weg und Treppe direkt zum Aufschluss 2 gelangen:
Bald erreichen wir nun den zweiten Aufschluss des Geologischen Lehrpfades. Wir sehen rechts unterhalb des Weges die Obergrenze der schwach wasserlöslichen Fossilfreien Gipse (Salinarrötfolge des Oberen Buntsandsteins). Diese sind mit spaltenartigen Auswaschungen durchzogen (sogenannte "Schlotten"). In diesem Aufschluss war kaum Überdeckung vorhanden, es entstand ein kleiner Erdfall. Charakteristisch sind der runde Umriss und die steilen Wände der Gipsfelsen. Die Erosion zeigt sich zum Beispiel an kesselförmigen Auskolkungen, von denen mehrere Kesselchen hintereinander aufgereiht sind. Dies belegt in dem gezeigten Fall die hohen Fließgeschwindigkeiten und Durchflüsse in turbulenter Strömung. Man kann sehr gut eine Abrisskante erkennen, die später ausgelaugt wurde. Hier konnten unbehindert durch Windungen oder Hindernisse große Wassermengen, wie in einem Rohr fließen. Die bankigen Gipse im Aufschluss bildeten die Grenze zum darüber folgenden Pelitröt (Oberer Buntsandstein). In Niveau der Baumwurzel ist die darüber liegende Tenuisbank, in der erstmalig ein muschelkalkähnliches Gestein auftritt, zu erahnen.
Im Aufschluß sieht man typische Karsterscheinungen an der Oberfläche der Fossilfreien Gipse (Salinarrötfolge). Diese spaltenartigen Auswaschungen der leicht wasserlöslichen Gipsfelsen ("Schlotten") wurden im Jahre 1908 im ehemaligen Brauckmannschen Grundstück bei Bauarbeiten zufällig entdeckt. Unterhalb des Aufschlusses ist die bis 20 m mächtige Folge der Fossilfreien Gipse als Fasergips, Alabastergips und Gipsspat in zahlreichen kleinen Felsen aufgeschlossen. Am Hang darüber beginnt die Graue Folge des Unteren Röts mit ersten Karbonatgesteinen in Form von Dolomitbänkchen (undeutlich aufgeschlossen).
In den vergangenen Jahren wurde der Aufschluss wieder freigelegt. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten und nach Literaturstudien wurde festgestellt, dass es sich bei diesem Gelände im Flurstück "An der Leite" um einen ehemalig terrassenartig angelegten parkähnlichen Garten gehandelt hatte. Vermutlich beim Anlegen des Schulgrundstückes (s. Aufschluss 1a) hatte man im Sommer 1908 die interessanten Gipsfelsen "zufällig freigelegt". Noch heute kann man Wege die einst zu den einzelnen Terrassen führten, erkennen. Dieser Aufschluss wird bereits in der Beschreibung zur Geologischen Karte Blatt Jena durch NAUMANN (1929) gezeigt. Im Jahre 1931 erfolgte eine zweite Erwähnung in der Zeitschrift "Die Thüringer Höhlen" von HESS V. WICHDORF (S. 124):
...In den Gipslagern, die an der Sohle des oberen Buntsandsteins (Röt) unmittelbar über den Chirotheriumschichten des mittleren Buntsandsteines an der Erdoberfläche anstehen, hat der preußische Landesgeologe Prof. Dr. E. Naumann typische Karsterscheinungen auf der Oberfläche des Gipses schon im Jahre 1908 beobachtet, freilich ohne ihre eigentliche Karstnatur infolge des geringen Umfangs der betreffenden Aufschlüsse feststellen zu können.....Ältere trockengelegte Schlotten im Gips wurden im Garten des Herrn Direktor Brauckmann am Fuchsturmweg in Wenigenjena im Sommer 1908 zufällig freigelegt....Die gletschertopfartigen Auskolkungen des Gipsfelsens sind hier zwei Meter tief, doch sind es oft auch tiefere spaltenartige Auswaschungen...
Später geriet er aber dann besonders in neuerer Zeit in Vergessenheit. Erst 1986 wurde das total verwilderte Gelände wieder so bearbeitet, dass der ursprüngliche Zustand des Gipsfelsens gut erkennbar wurde. Ähnliche, aber viel kleinere Gipsfelsen findet man auch in der benachbarten Hausbergstraße in einer Stützmauer.
Die Erläuterungstafel (Bild unten rechts) wurde im Jahre 2000 erneuert. Auf Beschluß der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Jena wurde dieser Aufschluss mit Wirkung vom 03.05.01 als Geotop ausgewiesen.
Im Frühjahr 2015 wurde der Bereich des Geotops nach dem Abriss einer alten Gartenlaube um einige Meter erweitert. Die bisher unter Erdreich und hinter dem Gartenhaus verborgenen Gipsfelsen konnten nach Freilegung und Abgrabung in das Geotop mit einbezogen werden. Dadurch wurde das Geotop "Gipsschlotten 1" nun in seiner Gesamtausdehnung öffentlich zugänglich gemacht.
Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Baugeländes für das Bebauungsgebiet "Hausbergbebauung" wurden im Sommer 2014 etwa 80 m südwestlich vom Geotop "Gipsschlotten" im gleichen geologischen Niveau weitere Gipsschlotten entdeckt. Diese Gipsschlotten befanden sich bis Januar 2015 hinter bzw. unter einem Gartenhaus. Nach dem Abriss des Gartenhauses einschließlich der Beräumung und Beseitigung von Betonüberbauten (Trockentoilette u.a.?) kamen die Gipsschlotten nun nach weiterer Abgrabung vollständig zum Vorschein! Im Verlaufe der sich anschließenden Freilegungsarbeiten im Februar und März 2015 wurde die Bedeutung und das wirkliche Ausmaß dieser Gipsschlotten erst richtig sichtbar. Nach dem Wegräumen des restlichen Bauschuttes und von Gipsschotter, der aus einigen anstehenden Gipspartien stammte, (der Schotter wurde aus den Gipsfelsen wegen der Anpassung an das Gartenhaus herausgeschlagen!) konnte eine herzförmige Gipsinsel und eine klassische, sehr gut erhaltene "gletschertopfartige Auskolkung des Gipsfelsens" (Zitat Dr. E. Naumann 1908) freigelegt werden. Im weiteren Verlauf wurde an einem ehemals direkt hinter dem Gartenhaus befindlichen anstehenden Gipsfelsen eine originale Partie aus den Erläuterungen zur Geologischen Karte des Blattes Jena, von Dr. E. Naumann 1908 fotografiert und von Heß von Wichdorff 1931 als "Strudeltrichter" bezeichnet, wieder erkannt. Eine zweite Abbildung der "Gipsschlotten am Westabhang des Hausberges bei Jena" in den noch heute gültigen Erläuterungen (fünfte Auflage 1928) wurde an den klassischen Gipsschlotten (siehe Aufschluss 2, Geotop Gipsschlotten) seit dem Bestehen des Geologischen Lehrpfades vergeblich gesucht und ist nun eindeutig den Gipsschlotten 2 zuzuordenen. Auf Grund der Bedeutung dieses geologischen Aufschlusses für die historische, glaziale/tertiäre und regionale Geologie von Jena wird ein Antrag (oder eine Ergänzung zum bestehenden Gutachten der Gipsschlotten Aufschluß 2) auf Unterschutzstellung im Rahmen eines Verfahrens nach dem Thüringer Naturschutz Gesetz an die Untere Naturschutzbehörde gestellt. Außerdem erfolgt ein Eintrag in den Geotopkataster des Landes Thüringen. Dieser Aufschluss ist zur Zeit noch nicht frei zugänglich und wird später, nach erfolgter Anlage von Straßen und Wegen im Zusammenhang mit dem Hausbergviertel, in den Geologischen Lehrpfad mit eingebunden werden.
Anfang 2016 wurde ein bisher völlig unbekannter geologischer Aufschluss auf der Südseite des Tales, in dem der Fuchsturmweg verläuft, entdeckt. Es ist ein noch nicht mit Astwerk und Gartenabfällen verschütteter Felsaufschluss mit grauen Mergelsteinen, einer Dolomitbank und einer darüber anstehenden Gipsbank. Dieser Aufschluss ist dem Pelitröt im Bereich der Muschelbrekzie zuzuordnen.Genauere Untersuchungen zur Stratigraphie ergaben: Das ist ein sehr guter Aufschluss für die Muschelbreccie/Röt für das östliche Thüringen! Es handelt sich dabei um die oolithische Muschelbrekzie, die dort in mehreren Bänken aufgeschlossen ist. Das war ein ehemaliger kleinräumiger Abbau (Steinbruch). Dieser Aufschluss ist für die Forschung und geologische Wissenschaft sehr wertvoll. Literaturrechen im Passarge "Das Röt im östlichen Thüringen" von 1891 ergaben das es sich um die "Conchylienbreccie in Gypsspath", vom Hausberg beschrieben, handelt. Der Geologische Lehrpfad wurde in diesem Abschnitt im Verlauf neu angelegt, dass er diesen Aufschluss mit einschließt. Dafür ist ein neues kurzes Wegestück durch einen Waldhang angelegt wurden (Hinweis "zum Aufschluss 2 b" und Markierungen). Da der Abschnitt durch das Baugebiet zum Aufschluss Gipsschlotten 2 noch nicht begehbar ist, muss der Wanderer ab Geotop "Gipsschlotten 1" ein kurzes Stück den Weg zurückgehen, um dann geradeaus den neuen Pfad durch den Wald bis zum Hauptwanderweg im Talgrund zu folgen. Bald zweigt links der Geologische Lehrpfad zum Aufschluss 2 b ab (Markierungen beachten!). Es folgen ein paar steilere kleine Kurven ("Kleiner Zick-Zack-Weg"). Der Aufschluss 2 b liegt linkerhand in der Nähe einer privat gesponserten Ruhebank mit schöner Aussicht auf Jena ("Eckardt's Bank"). Eine Erläuterungstafel ist in Vorbereitung (Geocachingpunkt). Danach gelangt man, den weiteren Wegeverlauf folgend, wieder zum Hauptwanderweg.
Gehen wir weiter nach Durchqueren von Aufschluss 2 b und dem Wiedertreffen mit dem Hauptwanderweg den Markierungen nach hangaufwärts, so gelangen wir kurz unterhalb der Wilhelmshöhe zu einem Stein, der aus Wellenkalk (Unterer Muschelkalk) besteht. Es handelt sich dabei um das so genannte "Schmiddenkmal" der Fuchsturmgesellschaft (Privatgrund). An der Gaststätte Wilhelmshöhe sind mehrere Meter violette, rote und graue Mergelsteine aufgeschlossen gewesen. Außerdem konnte früher eine Dolomitbank mit kleinen Malachiteinschlüssen (Kupferkarbonat) festgestellt werden. Immer stärker macht sich nun der Einfluss des Muschelkalkmeeres bemerkbar. Leider ist dieser Aufschluss heute stark zugewachsen und man kann die bunte Folge der Mergelsteine und Dolomitbänkchen nur noch in einem kleinen Anschnitt erkennen. Direkt oberhalb der Wilhelmshöhe etwa 100 m vom hier beschriebenen Aufschluss entfernt, kann man noch einen winzigen Aufschluss mit einer Knollen- und Fasergipsbank im Wurzelbereich eines Baumes erkennen. Dieser kleine Aufschluss stellt das Hangende des Aufschlusses an der Wilhelmshöhe dar. Er wurde erst 2005 mit in den Lehrpfad einbezogen (Bild s. Chronik Teil 4).
Nun geht es weiter am Nordhang des Hausberges entlang. Wir verlassen den Wanderweg mit der blau-weißen Markierung sowie den Thüringenweg (blauer Kreis) und bleiben an der Weggabelung auf dem unteren Weg. Bald gelangen wir zu dem weit über Jenas Grenzen bekannten Aufschluss bei "Ulmers-Ruh", der den Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk sehr anschaulich zeigt. Schon der bekannte Jenaer Geologe Karl Mägdefrau bezeichnete diese Stelle als "vorzüglichen Aufschluss der Grenze Sandstein (s) / Muschelkalk (m)" in seinen Veröffentlichungen. Zunächst sieht man einige Zentimeter der Strohgelben Kalke, welche noch zum Buntsandstein gehören. Darüber befindet sich die etwa 0,6 m mächtige "Gelbe Grenzbank". Diese ist für Ostthüringen sehr bezeichnend. Leider ist sie aber nur selten so deutlich wie hier bei Ulmers Ruh zu sehen. Das liegt daran, dass sie, wie auch die darunter liegende Myophorienfolge, meist von Muschelkalkgeröll überrollt ist. Nun konnte sich aber auch hier die obere Myophorienfolge in einem kleinen Aufschluss unterhalb des Weges im Schutz von Bäumen sichtbar erhalten. Ein kleiner Pfad führt links nach unten, so dass dieser Aufschluss zugänglich ist. Auch der Aufschluss "Ulmers-Ruh" wurde auf Beschluss der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Jena mit Wirkung vom 03.05.01 als Geotop ausgewiesen.
Eine Besonderheit wäre noch zur Myophorienfolge zu bemerken. Diese schon sehr muschelkalkähnlichen Schichten gehören dem obersten Buntsandstein an und führen lokal begrenzt ein blaues, faseriges Mineral, den Fasercoelestin. Dieser wurde am gegenüberliegenden Jenzigsüdhang bergmännisch im vergangenen Jahrhundert abgebaut . Am Aufschluss "Ulmers-Ruh" wurden die entsprechenden Bereiche, die "Myophorienplatten", allerdings ohne Coelestinführung angetroffen, weil hier nur die obere Abfolge aufgeschlossen ist. Wer Belegstücke von diesem Mineral sammeln will, wird bei Lobeda fündig werden, wo die Myophorienfolge wesentlich besser aufgeschlossen ist (im Himmelreichsgraben). Aus dem Jahre 1912 wird aber auch oberhalb der Wilhelmshöhe (siehe Aufschlusspunkt 3) ein sehr guter Aufschluss in den coelestinführenden Myophorienbasisschichten beschrieben. Der ehemalige kleine Steinbruch befand sich etwa 500 m südwestlich des Aufschlusses "Ulmers Ruh" und nur knapp 80 m oberhalb der Gaststätte Wilhelmshöhe.
In einem Geologischen Wanderbuch von E. KIRSTE (1912) wird folgendes über diesen kleinen Aufschluss berichtet (Auszug):
...Wir sehen zunächst von der Sohle des Steinbruches aus eine 1 m mächtige abbauwürdige Kalkbank, die als Grenzbank dem Röt aufsitzt... Auf der oberen Seite der Kalkplatten liegen oft die Schalen von Myophoria vulgaris in großen Mengen. Aus diesem Grunde hat man die Schichten auch Myophoriaschichten genannt...1,2 m über der Oberkante der festen Kalkbank liegt eine feine Schicht, die ähnlich der des Fasergipses quer zur Schichtung gefasert ist. Sie ist nicht gleichmäßig dick, hell - bis himmelblau, an den Rändern oft leicht gerötet. Es ist Cölestin, der früher auch für technische Zwecke gewonnen wurde (Fig. 74):
Übrigens liegt 1 1/2 m über der unteren Cölestinschicht eine zweite Schicht, die stellenweise noch dicker ist. Diese Cölestinschichten werden im Anfang leicht übersehen, zu einem sicheren Auffinden hilft weiter nichts, als ein sorgfältiges und systematisches Absuchen der Kalkwand in senkrechter Richtung. Wenn man die Schichten aber einmal hat, dann kann man sie nach beiden Seiten hin leicht verfolgen, zuweilen nimmt die Schicht an Dicke ab, um dann stellenweise ganz zu verschwinden. Sie keilt aus (Fig. 75):
Die Myophoria- und Cölestinschichten sind überall im ganzen Kalkgebiet um Jena vertreten und bilden darum einen wichtigen Horizont. Die Myophorienschichten sind 14 m mächtig. In der oberen Hälfte sind sie wieder etwas toniger...
Quelle: Ernst Kirste "Geologisches Wanderbuch für Ostthüringen und Westsachsen", Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart, S.175 - 176, 1912
Eine Aufschürfung dieses kleinen Steinbruches würde natürlich den Geologischen Lehrpfad um einen äußerst attraktiven Aufschluss bereichern, denn gerade dieser interessante untere Bereich der Myophorienfolge ist am Aufschluss "Ulmers Ruh" leider von Muschelkalkgeröll überdeckt. Das Vorhaben, den Geologischen Lehrpfad gleich hinter der Wilhelmshöhe auf dem noch vorhandenen historischen Serpentinenweg nach rechts an diesem Aufschluss vorbeizuführen, konnte aber bislang nicht realisiert werden. Zum einem ist der kleine Steinbruch heute total zugewachsen (nur noch als Böschungskante innerhalb der Umzäunung sichtbar - 2005 markiert) und befindet sich außerdem im nichtzugänglichen Privatbesitz (oberhalb der Wilhelmshöhe, oberhalb des Wasserbehälters an der Südwestkante des Hausberges).
Nach einem Felssturz im Januar 2012 ist der eigentliche geologische Aufschluss bei "Ulmers Ruh" aus Verkehrssicherungsgründen gesperrt. Ebenso sind die Aufschlüsse in der Myophorienfolge unterhalb des Weges nach diesem Felssturz verschüttet. Man begibt sich nun wieder zurück (Markierung) und folgt am Abzweig im spitzen Winkel den links bergaufführenden Wanderweg. Direkt oberhalb des Aufschlusses "Ulmers Ruh" kommt man zu einem Aussichtspunkt mit Treppe und Ruhebank. Das ist der sogenannte "Marienblick", der nach einer im 19. Jahrhundert dort befindlichen Hütte diesen Namen trägt ("Mariensennhütte"). Wenige Meter weiter kann man interessante wulstige Felsbildungen im anstehenden unteren Wellenkalk beobachten. Diese Aufschlüsse werden in der Zukunft als "Aufschluss 5" bezeichnet (weitere Informationen/Bilder zur Geologie und zu historischen Aspekten werden dort zukünftig auf einer Erläuterungstafel vorbereitet).
Entlang des weiteren Weges kann man noch zahlreiche Aufschlüsse des unteren Muschelkalkes (Unterer Wellenkalk) erkennen. Hier sind die Zeugnisse mehrerer submariner (Paläo-) Erosionsrinnen zu beobachten.
Kurz vor dem Fuchsturm geht es nach rechts auf die Südseite. Nach Überquerung des Wirtschaftsweges hält man sich links und wir steigen einen kurzen, steilen Weg hinauf (Markierung).
Rechts haltend kommen wir nun zu den Steinmalen wo der Lehrpfad endet. Wir befinden uns an der bekannten Gedenkstätte der Fuchsturmgesellschaft, der Weihestätte mit einer geologischen Steinsammlung.
Die verschiedenen Erdzeitalter des Thüringer Beckens und des Thüringer Waldes werden hier durch 33 Gedenksteine weitgehend dargestellt. Außerdem entsprechen sie den im Wesentlichen in Thüringen eingesetzten Werksteinen (SEIDEL 1993). Leider sind sie nicht nach geologischen Gesichtspunkten geordnet aufgestellt worden. Die Namen entsprechen den Gemeinden, die die Steinmale stifteten. Am häufigsten sind die Gesteine der Trias vorhanden, der Buntsandstein, der Muschelkalk und der Keuper. Die Eruptivgesteine, die im flüssigen Zustand (Magma) als Granit und Porphyr unter oder über die Erdoberfläche gelangten, sind ebenfalls vertreten.
Die zwei ältesten Gesteine haben das stattliche Alter von 250 bis 300 Millionen Jahren. Sie stammen aus dem Erdaltertum und gehören dem oberen und unteren Karbon (Siles u. Dinant), auch Steinkohlenformation genannt, an. Es ist der verkieselte Baumstamm einer Araukarie aus der Rathsfelder Gemeinde bei Bad Frankenhausen (Kyffhäuser): Stein Nr. 7 (Bild unten rechts) und die Kulmsche Grauwacke, ein Sedimentgestein von Vollersdorf bei Gera: Stein Nr. 26.
Zwischen den ältesten und jüngsten Gesteinen liegt der Braunkohlenquarzit von Ernsee bei Gera: Stein Nr.16. Er gehört zum Tertiär, der Neuzeit der Erdgeschichte, die einen Zeitraum von 60 Millionen Jahren umfasst. Die geologische Stellung und Herkunft aller Steine hinter dem Fuchsturm kann man der aufgestellten Tafel an der Weihestätte entnehmen (siehe auch Verzeichnis und Lageplan nach SEIDEL 1993, LINDE erg. 2006).
So sind diese 33 Steinmale Zeugen der Vergangenheit, die mehreren hundert Millionen Jahren umfassen und uns einen Einblick in unsere Heimatlandschaft gewähren. Sie sind es wirklich wert, beim Besuch des Hausberges und dem Fuchsturm das Interesse für die Geologie zu wecken.
Damit sie uns noch lange erhalten bleiben, wird darum gebeten, Beschädigungen an den Steinmalen unbedingt zu unterlassen.
Nr. |
Gestein |
Herkunft |
Geologisches Alter |
1 |
Terebratulakalkstein |
Fuchsturm Jena |
Trias Unterer Muschelkalk |
2 |
Schaumkalk |
Lobdeburg Jena |
Trias (Unterer Muschelkalk) |
3 |
Terebratulakalkstein |
Jenzig Jena |
Trias (Unterer Muschelkalk) |
4 |
Terebratulakalkstein |
Kunitzburg Jena |
Trias (Unterer Muschelkalk) |
5 |
Terebratulakalkstein |
Rudelsburg Bad Kösen |
Trias (Unterer Muschelkalk) |
6 |
Trochitenkalkstein |
Possen Sondershausen |
Trias (Oberer Muschelkalk) |
7 |
verkieselter Baumstamm |
Rathsfeld Frankenhausen |
Karbon (Siles) |
8 |
Trochitenkalkstein |
Kapellendorf |
Trias (Oberer Muschelkalk) |
9 |
Rätsandstein |
Burg Gleichen Wandersleben |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
10 |
Rätsandstein |
Eschlebener Berg Gotha |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
11 |
Quarzporphyr |
Großer Inselsberg |
Perm (Rotliegendes) |
12 |
Granit |
Bad Liebenstein |
Karbon (Siles) |
13 |
Sandstein |
Kloster Paulinzella |
Trias (Unterer Buntsandstein) |
14 |
Sandstein |
Kreyenburg Tiefenort |
Trias (Unterer Buntsandstein) |
15 |
Trochitenkalkstein |
Ettersberg Weimar |
Trias (Oberer Muschelkalk) |
16 |
Braunkohlenquarzit |
Pottendorf Ernsee Gera |
Tertiär |
17 |
Schaumkalk |
Wachsenburg Gossel Arnstadt |
Trias (Oberer Muschelkalk) |
18 |
Quarzporphyr |
Dachsberg Friedrichroda |
Perm (Rotliegendes) |
19 |
Sandstein |
Hundskopf Leimbach |
Trias (Unterer Buntsandstein) |
20 |
Granit |
Joel Suhl |
Karbon (Siles) |
21 |
Granit |
Ruppberg Zella-Mehlis |
Karbon (Siles) |
22 |
Quarzporphyr |
Regenberg Zella-Mehlis |
Perm (Rotliegendes) |
23 |
Sandstein |
Falkenstein Bad Salzungen |
Trias (Unterer Buntsandstein) |
24 |
Quarzporphyr |
Spießberg Friedrichroda |
Perm (Rotliegendes) |
25 |
Granit |
Heinrichsbach Zella-Mehlis |
Karbon (Siles) |
26 |
Grauwacke |
Vollersdorf Gera |
Karbon (Dinant) |
27 |
Rätsandstein |
Löns Seebergen |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
28 |
Travertin |
Greußen |
Quartär |
29 |
Rätsandstein |
Boxberg Gotha |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
30 |
Rätsandstein |
Düppel Gotha |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
31 |
Rätsandstein |
Seeberg Siebleben |
Trias (Oberer Keuper, Rät) |
32 |
Trochitenkalkstein mit Hornstein |
Hörselberg Waltershausen |
Trias (Oberer Muschelkalk) |
33 |
Gneisglimmerschiefer (?) |
Mommelstein |
(240 - 285 Mio. Jahre alt) |