www.geojena.de

Ein neues Vorkommen von Amethyst und anderen Mineralien am Vorwerk Zinna/Blatt Bürgel

Entdeckungsgeschichte des Mineralvorkommens

Seit Mitte November 2005 ist in Ostthüringen ein neues Vorkommen von Amethyst, Karneol, Malachit, etc. im Ausstrichsbereich des Thüringer Chirotheriensandstein (Solling - Folge) bekannt. Das neue Vorkommen beim Vorwerk Zinna (heute ein Ortsteil von Schöngleina) befindet sich zwischen Thalbürgel/Gniebsdorf und Schöngleina und füllt eine Lücke in den bisher bekannten Fundstellen im Ostthüringer Raum aus. Die neue Fundstelle am Top des Sollingsandsteins befindet sich nahe Vorwerk Zinna unweit einer Recyclinganlage für kompostierbaren Biomüll (GEMES Recycling GmbH Schöngleina, Ortsteil Zinna). Sie befindet sich ca. 2 km nordöstlich von Schöngleina und etwa 500 m in östlicher Richtung von dieser Recyclinganlage entfernt. Im Bereich einer etwa 3 m hohen und ca. 50 m langen Steilwand ist eine Zone mit Chalzedonkonkretionen aufgeschlossen. Bemerkenswert ist das häufige Auftreten von Malachit u. a. sowie von Chalkopyrit in diese Konkretionen und in hellen Chalzedonknollen. Eine solche Häufigkeit von sekundären Kupfermineralien konnte bisher an keiner anderen vergleichbaren Fundstelle im Untersuchungsgebiet festgestellt werden. Karneolknollen und Mikroachate wurden hingegen seltener gefunden. Am östlichen Ende des Anschnittes kamen bis zu faustgroße Quarz- und Dolomitdrusen und Karneolkonkretionen, die ihrerseits wiederum Arcadenachat enthielten, vor. Dort konnte auch erstmals in einer Karneol/Achatknolle ein Malachiteinschluss gefunden werden, der mögliche Hinweise zur Entstehung dieser Achate liefern könnte. In der Umgebung des Quarzdrusenvorkommens wurden Lesesteine und anstehender Sandstein mit Quarz/Amethystdrusen und glaskopfartigen Karneol - und Sarderbildungen beobachtet. Vereinzelt konnten sogar kugelige Karneole in den Drusen gefunden werden. Derartige Bildungen sind bisher für das gesamte Fundgebiet einmalig.

(Bilder siehe http://geojena.billert.de/index.php?page=der-aufschluss-zinna-geologie-und-beschreibung-2)

Historische Quellen, Literaturhinweise und Vergleichsvorkommen

Ein ähnliches Quarzdrusenvorkommen wurde im Jahre 1956 weiter südlich bei Schöngleina in der Literatur beschrieben: "In dem Wegeeinschnitt südöstlich von Schöngleina fand W. UHL (1956) sogar faustgroße Quarzdrusen an Stelle von ausgelaugten Karbonatkonkretionen."

Im Stadtgebiet von Jena-Ost konnte ab 1975 in temporären Aufschlüssen ein weiteres vergleichbares Vorkommen von Quarzdrusen besammelt werden (1985, 1988 u. letztmalig 1992) - siehe Seite "Bemerkenswerte Mineralvorkommen im Stadtgebiet von Jena-Ost (Drevesstraße): "Im Chirotheriensandstein sind Karneolknollen relativ häufig enthalten, selten dagegen treten Drusen mit frei kristallisiertem Quarz auf, wie dies am beschriebenen Fundpunkt der Fall ist. Die hier vorkommenden Drusen sind meist hühnereigroß. Die Kristalle erreichen eine Länge bis zu 2 cm und sind teilweise gleichmäßig hellviolett gefärbt. Fast immer sind die Kristalle etwas milchig getrübt." (W. FISCHER 1975)

In den Erläuterungen zum Blatt Stadtroda wird ohne genauere Fundortangaben auf solche Drusenvorkommen hingewiesen: "Nur örtlich verbreitet und relativ selten treten die den Chirotheriensandstein sonst kennzeichnenden Karneoleinschlüsse und Drusen mit Kalkspat-, Dolomit-, oder Quarzkristallen auf." (Erläuterungen Blatt Stadtroda)

Entstehung des Mineralvorkommens

Interessante Hinweise zur möglichen Entstehung des Mineralvorkommens bekam ich von Herrn A. Pihan (2005):
"Jetzt noch kurz was über die vermeintliche Entstehung der Knollen. Mir ist aufgefallen, dass der Carbonatgehalt innerhalb der mitgenommenen Sandsteine recht hoch ist, besonders bei den Drusen. Es könnte sein, dass der gefundene Horizont bei der primären Bildung zum großen Teil aus Karbonat bestand. Das Flachmeer muss also schon einige Meter mächtig gewesen sein, so dass Salinare, und damit Carbonate, ausfallen konnten. Das spricht auch für das Dolomitvorkommen (Mg kommt ausschließlich vom Ozean). Es könnte eventuell sogar eine kleine transgressive Phase darstellen. Das spricht auch für das Malachitvorkommen. Cu reichert sich über lange Zeiträume auf liquidarmen Kontinentalbreichen an und gerät mit der Transgression vermehrt in Suspension und fällt dann bei Transgression zuerst in der Wassersäule aus. So ist es etwa auch mit der Zechsteintransgression passiert, was das gehäufte Vorkommen von Malachit und Azurit im Zechsteinkonglomerat erklärt. Zumindest scheint der Kalk durch sekundäre Prozesse aus dem Horizont gelöst wurden zu sein, wodurch die Hohlräume entstanden. Die diagenetische Überprägung und das Durchdringen von Fluiden führten schließlich zur Auskristallisation der verschiedenen Quarzvarietäten. Ganz sicher bin ich mir zwar hiemit nicht, aber irgend so etwas muss es sein. Herr Thomas Voigt meinte des weiteren, dass ähnliche Vorkommen wie in Zinna früher auch am *Burgweg gefunden werden konnten. Heute ist allerdings nichts mehr davon vorzufinden."

Bildanhang: Einige Aufschlussbilder im Zeitraum Dezember 2005 bis Oktober 2011 von der Fundstelle Vorwerk Zinna

helle Chalzedonknollen im AnstehendenMalachiteinschlüsse im Anstehenden
Baggereinsatz am AufschlussBaggereinsatz am AufschlussAnstehende QuarzdrusenQuarzdrusen im Bergematerial


Eine gemeinsame Exkursion mit Teilnehmern der Ortsgruppe Eisenach des Thüringischen Geologischen Vereins zum Aufschluss Vorwerk Zinna am 10.12.2005:

Exkursion mit der Ortsgruppe Eisenach des TGVExkursion mit der Ortsgruppe Eisenach des TGVExkursion mit der Ortsgruppe Eisenach des TGVExkursion mit der Ortsgruppe Eisenach des TGV


Quarzdrusenfund

Dieser Drusenfund wurde unterhalb des Aufschlusses in der Erde entdeckt. Er entpuppte sich nach dem Ausgraben als ein mit bis zu 10 cm großen Quarzdrusen völlig durchsetzter Sandstein, der zusätzlich noch von winzigen Quarzkristallen überzogene Karneolkugeln (bis 9 mm) in einigen Drusen enthielt.

"Quarzdrusengang" im AnstehendenMalachitreiche Schicht im Anstehenden

 

Ein erneuter Einsatz mittels Technik brachte wieder neue Funde. Dabei wurden besonders malachitreiche Konkretionen freigelegt. Im Bereich der Drusenfundstelle wurde anstehend als "Schicht" ein Fortsetzen des Vorkommens beobachtet (s. rechtes Bild).

 frisch geschobenen Aufschluss  frisch geschobenen Aufschluss frisch geschobenen Aufschluss

 

Ansicht im wieder frisch geschobenen Aufschluss.
Am 1.12.2006 wurde im Bereich der Drusenfundstelle (östlicher Rand des Aufschlusses) mittels Tieflader Material geschoben (siehe rechtes Bild unten). Anschließend konnten noch kleinere Quarz/Karneoldrusen und ein größeres Stück Malachit gefunden werden. Vom westlichen Rand des Aufschlusses zeichnet sich ein Verfüllen mit Erdaushub durch die GEMES zunehmend ab. Damit wird diese interessante Fundstelle in naher Zukunft erloschen sein (siehe linkes Bild unten).

Ende August 2007 erfolgte wieder eine Materialentnahme mit Hilfe eines Baggers. Es konnten zahlreiche große Quarz-Amethystdrusen sowie weitere bisher schon bekannte Minerale in guter Qualität geborgen werden. Auffällig waren vor allem sehr gut kristallisierte Malachitbelege.

Materialentnahme Materialentnahme BergehaldeQuarzdrusen in den Sandsteinblöcken


Unter Zuhilfenahme eines Baggers wurde das Anstehende mit den Drusenhorizonten wieder freigelegt. Auf der kleinen Halde konnten zahlreiche bis zu 10 cm messende Quarzdrusen zum Teil mit Karneol gefunden werden. Vereinzelt erreichten die Quarzkristalle Größen bis zu 3 cm.

September 2007:

Freigeschobener Aufschluss  Freigeschobener Aufschluss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erneut ergaben sich ausgezeichnete Fundmöglichkeiten, nachdem mit Hilfe eines Tieflader der gesamte Aufschluss erneut frei geschoben wurde. Auffallend waren zahlreiche Quarz/Amethyst/Dolomit/Achatdrusen auch aus dem anstehenden Sandstein. Dabei konnten bemerkenswerte Drusen mit Quarzkristallen geborgen werden. Sie stehen von der Größe her den berühmten Schneekopfkugeln aus dem Thüringer Wald schon sehr nahe. Weiterhin fanden sich in einigen Proben vermutlich Calzite.

Störungen im liegenden roten Sandstein Profil mit liegendem Sandstein

Einsatz von TechnikEinsatz von TechnikEinsatz von TechnikBlick in die "Baugrube"


 Anfang November 2007Anfang Dezember 2007

Anfang November 2007 (links) bzw. Anfang Dezember 2007 (rechts) wurde der Aufschluss fast komplett zugeschoben und in den liegenden Bausandstein vertieft. Dadurch waren jegliche Fundmöglichkeiten in den mineralreichen Bereichen erloschen. Lediglich Restlesesteine in Erosionsrinnen konnten bis Juni 2011 im Gebiet des Fundpunktes aufgelesen werden. Danach wurde der Aufschluss vollständig dem Niveau des angrenzenden Feldes angepasst und jegliche Fundmöglichkeiten waren erloschen.

September-Oktober 2010Oktober 2011

 

September bis Oktober 2010: Neue letzte Fundmöglichkeiten nach dem Freischieben der Böschung (links).

Oktober 2011: Der Aufschluss wurde komplett zugeschoben (rechts).

Die Fundstelle Zinna ist seit Oktober 2011 vollständig erloschen! Das Gelände wurde planiert, mit Mutterboden überdeckt und an das Niveau des benachbarten Feld angeglichen (siehe rechtes Bild).

Literatur und Vorträge:

  • Puff, P., Unger, Schramm, Wiefel: Erläuterungen zur Geologischen Karte Blatt Bürgel Nr. 5036, S. 27-28, 1961
  • Fischer, W.: Amethyst aus dem Chirotheriensandstein von Jena, Fundgrube XI. H. 1/2, S. 46-47, 1975
  • Heinze, Puff, Schlegel, Seidel: Erläuterungen zur Geologischen Karte Blatt Stadtroda Nr. 5136, S.75, 1981
  • Linde, C.: Karneol und Chalzedon aus Thüringen, LAPIS 10/1996
  • Linde, C.: "Ein neues Vorkommen von Amethyst und anderen Mineralien am Vorwerk Zinna" im Internet und als ppt Vortrag in Gera 2007 und Eisenach 2011