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Marienglas und Calzitsinter aus Baugruben des Klinikums 2000, Göschwitz und Jena-Ost (Blätter Kahla und Jena)

Marienglas und Kalksinter aus der Baugrube des Klinikums 2000

Nachdem in den siebziger Jahren schon einmal über einen solchen Fund in Lobeda-Ost berichtet wurde (Werner Fischer +, s. Presseartikel unten), konnten im Frühjahr 2000 in der Baugrube des "Klinikums 2000" in Jena Lobeda-Ost wieder einige bemerkenswerte Mineralfunde gemacht werden. Im Bereich des nördlichen Teiles der Baugrube am Fuß der Lobdeburg wurden größere Aufschlüsse in der Salinarröt-Folge des Oberen Buntsandsteins (Fossilfreie Gipse) geschaffen. Dabei konnten in tieferen Bereichen größere, klare Gipsanreicherungen (sog. "Marienglas") gefunden werden, die von der Qualität her durchaus mit ähnlichen Funden in Thüringen konkurrieren können. Es wurden sogar in wenigen Drusenhohlräumen perfekt ausgebildete Gipskristalle gefunden! Für Museen und lokale Sammlungen wurde ausreichend Belegmaterial gesichert. Im Rahmen einer Sonderausstellung konnten einige dieser Stufen in der Mineralogischen Sammlung der Jenaer Universität gezeigt werden. In der großen Halde hinter dem Klinikum sind heute noch kleine Belegstufen zu finden.

Interessanterweise fand ich im Mai 2002 neben verschieden kräftig rot gefärbtem Fasergips auch sehr schön orange-braunen Calzitsinter (zum Teil mit Kristallen). Dieser umkrustet teilweise weiße Fasergipslagen, was sehr attraktiv aussieht (s. Bild 3). Der Fundpunkt dieser Stufen ist die kleinere, relativ neue Halde rechts neben der großen Halde.

Ein solches Vorkommen stellt in jedem Falle ein Neufund für Jena in dieser Ausbildung und in dieser geologischen Position dar. Leider sind die Erdarbeiten abgeschlossen, so dass kaum noch mit neuen Funden in der Zukunft gerechnet werden kann. Die Halden wurden eingeebnet (Stand August 2003).


Bild 1: Marienglas aus der Salinarrötfolge des so1 Jena-Lobeda (Halde)Bild 2: durchscheinendes Marienglasstück (Fund März 2000)Bild 3: versinterter Fasergips (Fund Mai 2002)


 

Aus Volkswacht 12.4.1978, S. 8Aus Stadtteilzeitung Lobeda März 2000



Zur Museumsnacht in der Galerie, bei der sowohl zu Schmuck verarbeitete Edelsteine als auch wertvolle Mineralien vorgeführt wurden, übergab Conrad Linde dem Stadtteilbüro Lobeda einen ca. 2 Kilo schweren Marienglas-Kristall, den er gemeinsam mit Schülern in der Baugrube des Klinikums gefunden hatte. (Bild rechts)

 

Aus Stadtteilzeitung Lobeda Juni 2004 (Foto: Weiland) Video vom 8.3.2000 Jena TV


Dieses Video wurde im März 2000 über Jena-TV gesendet (Bild rechts). Die Funde wurden zunächst in der Baugrube geborgen. Zwei große Stücke befinden sich in der Mineralogischen Sammlung der UNI Jena und im Naturkundemuseum Gera. An der Bergungsaktion war auch noch ein Sammler und Studienkollege aus Gera beteiligt. Weitere Funde ergaben sich später auf der Halde der Baustelle. (Bilder vorbereitet).

2013 gab es im Rahmen des 2. Bauabschnittes des Klinikums 2000 keine weiteren Mineralfunde, wie aus der umfangreichen Baugrube zu sehen ist. Lediglich an zwei Stellen wurde etwas Sollingsandstein unter mächtigen Hanglehm gesehen. Der Gips ist dort nicht mehr ausgebildet.

Calzitgänge in der plattigen Abfolge der Sollingfolge (Chirotheriensandstein)

 

Ähnliche Calzitsinterfunde wie im Salinarröt konnten 2010-2013 in Aufschlüssen der neuen Auf/Abfahrt der A 4 Ri.

Frankfurt/M (Göschwitz)und bei Maua im Bereich der Erweiterung der Richtungsfahrbahn Ri. Dresden in der Sollingfolge gemacht werden.

(s. auch Aufschlüsse und Tunnelmineralien)

 Calzitgänge in der plattigen Abfolge der Sollingfolge (Chirotheriensandstein)       Sintercalzithöhle   

 

Tropfsteinbildungen und "Exzentriques" aus einer Baugrube unterhalb des Geotops "Gipsschlotten 1"

Im Zusammenhang mit der Erschließung des Baugebietes Hausbergviertel gab es ab Anfang 2016 in den Baugruben mitunter Vorkommen von schmalen Klufthöhlen im Salinarröt zu beobachten. 2016 konnte man erstmals Sinterbildungen in solchen Klufthöhlen feststellen. Die schönsten Sinterbildungen kamen Ende April 2017 in der Baugrube (Einschnitt) für ein Regenwasserrückhaltebecken am Ende der Planstraße A (Karl-Brauckmann-Straße) zum Vorschein. Neben normalen Tropfsteinbildungen konnten dort auch sogenannte Exzentriques (annormal gebogene Tropfsteine) gefunden werden. Dieser Aufschluss war leider nur wenige Tage zugänglich (siehe auch Seite Aufschlüsse).

Tropfsteinbildungen an einer KluftwandExzentriques ca. 5 cmTropfstein ca. 4 cm

versinterte Wand mit Exzentriques

 

Ein besonderer Sinterfund in einer Baugrube der Karl-Brauckmann Straße

Ende März 2019 glückte während einer regulären Begehung einer temporären Baugrube am Ende der Karl-Brauckmann Straße ein bemerkenswerter Sintercalzitfund. Ein kleiner Auslaugungshohlraum wurde durch die Bauarbeiten an der Nordseite der Baugrube angeschnitten. Dort steht die Salinarrötfolge des Oberen Buntsandsteins an (Fossilfreie Gipse). Die Wände dieses ca. 50 cm x 70 cm großen Hohlraumes (letztes Bild), waren mit braunem Sintercalzit fast vollständig überzogen. Ein Spalte mit unbekannter Ausdehnung an der linken Seite des Hohlraumes reichte in den Porphyrgips hinein. Nach oben endete der Hohlraum mit Fasergipslagen. Der Hohlraum verlief nicht weiter bis zur Oberfläche. Zahlreiche bis 2 cm große "Kristalle" erfüllten die Sinterstufen. Sie waren völlig lehmfrei und hatten eine hervorragende Qualität. Es handelt sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um umkrustete Porphyroblasten des ehemals vorhandenen Alabasters. Während der Alabaster herausgelöst war, konnten sich die Porphyroblasten, Dank der Ummantelung mit Sinter, erhalten und wirken so wie "überkrustete Kristalle". Ab Mitte März gab es in dieser Baugrube schon vereinzelte Sinterfunde im Gips, die aber bei weiten nicht an die Größe und Qualität dieses aktuellen Fundes heranreichten. Sinterfunde in ähnlicher Art (aber kleiner), gab es schon im Jahr 2000 im Aushub der Grube des Klinikums 2000 in Lobeda-Ost. Auch aus den 70er Jahren sind ähnliche Sinterfunde aus Drackendorf bekannt.

Sintercalzitstufe ca. 23 cm x 10 cm aus der Karl-Brauckmann Straße (nahe Gipsschlotten 2)Sintercalzitstufe ca. 23 cm x 10 cm aus der Karl-Brauckmann Straße (nahe Gipsschlotten 2) Detail

Ein Blick in den Hohlraum:

Der Sinter konnte fast vollständig geborgen werden.

Sinterbildung aus Baugrube Karl - Brauckmann Straße

Ein Stück mit Sinter auf Porphyrgips, ca. 18 cmEin Stück mit Sinter auf Porphyrgips, von der Seite , ca. 15 cm

Ein mit Exentriques überzogener Gipbrocken lag quer im Hohlraum. Er konnte fast unbeschadet aus der Spalte geborgen werden:

Ca. 16 x 10 cm großer mit Sinter überzogener Gipsbrocken aus dem Ende der Spalte.