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Ein bemerkenswerter Neufund einer interessanten Fasergips-Fasercoelestin-Pseudomorphose vom Mönchsberg bei Göschwitz/Jena im oberen Buntsandstein - Pelitrötfolge

Am 12.06.2002 glückten mir auch in diesem Aufschluss hervorragende Funde von Fasercoelestin in Fasergips sitzend, die sehr wahrscheinlich mit den historischen Funden von 1926/28 (s. Literaturauszug und Bild) vergleichbar sind (SEIFERT/LINCK 1926/30). Es fanden sich unter einer geringmächtigen grünen Mergelsteinlage in der liegenden, im rötlichen Mergelstein, vorkommenden Fasergipsbank keilförmige, bis 9 mm tiefe Fasercoelestineinschlüsse mit deutlich blauer Farbe. Dieser Horizont war relativ beständig und wurde in mehreren kleinen Aufschlüssen nach Süden verfolgbar beobachtet. Vermutlich ist die über der Fasergipslage vorkommende grüne Mergelsteinlage der Lieferant für das Strontiumsulfat. Es ist dann in Lösung gegangen und wurde an der ersten darunter liegenden Fasergipsbank ausgefällt. Die Coelestinmineralisation wurde nur unmittelbar am äußeren Rand der Stufen beobachtet, woraus zu schließen ist, dass nur in dem unmittelbaren Verwitterungsbereich das Strontium als sekundäre Bildung auskristallisiert wurde. Im Idealfall findet man deshalb in den Randbereichen die stärksten Fasercoelestinanreicherungen, die dann nach innen zu Gunsten von Fasergips auskeilen (s. Bild 2 im Bildanhang). Aus diesem Horizont muß auch das um 1990-92 von Ingo Löffler (Korbach) gefundene Material stammen (s. LAPIS 6/95 S.14 und Mineralogische Sammlung Jena).

Meine eigenen Vorfunde waren sehr spärlich und nicht vergleichbar mit den Funden vom 12/13.06.02! Sie stammten alle aus dem als Aufschluss jetzt gestalteten Bereich nahe der neuen Tafel. Auch hier war immer die Anwesenheit von grünem Mergelstein ein Indiz für die Coelestinbildung im Fasergips. Der betreffende Fasergipshorizont lässt sich über die gesamten Aufschlüsse hinweg verfolgen. Die Randbereiche dieser Fasergipsbank sind meistens sehr unregelmäßig ausgebildet. Kleinere Mergelsteineinschlüsse sind auch für diese Fasergipsbank charakteristisch. Mitunter verringerte sich seine Mächtigkeit bis auf wenige mm. Durchgängig findet man direkt unter dieser Fasergipsbank eine Knollengipsbank. Vereinzelt durchdringt diese Fasergipslage auch schon die randlichen Bereiche dieser Knollengipsbank. Es konnten auch selten weiße Alabasterknollen innerhalb der Knollengipsbank beobachtet werden. Die Fasergipslage führt stets sporadisch, aber nur am unmittelbaren oberen Rand oder unterhalb von Mergeleinschlüssen im Fasergips blaue, stärker glänzende Coelestinfasern, die zu den Fasern des Gipses einen stumpfen Winkel bilden. Teilweise können "Stege" zwischen Mergeleinschlüssen und Stufenrand vollständig aus Coelestin bestehen. Scheinbar in der Mitte vom Fasergips ausgebildete Coelestineinschlüsse lassen immer eine feine Trennungslinie oder Mergelnaht im Gips und Coelestin erkennen. Im vorderen Bereich der Aufschlüsse (links des Wasserrisses) fanden sich die kleinen Einschlüsse nur selten. Weiter nach Süden zu gelang es mir fast am Ende der verfolgbaren Fasergipsbank noch einen größeren Einschluss (s. Bild 3 links im Anhang) zu finden. Im Bereich der Fundstelle mit der hervorragenden Stufe von Vortag wurden auch noch größerflächige, geringmächtige Coelestinbereiche auf der Gipsbank festgestellt. Bis auf den unmittelbaren Anfang der Aufschlüsse von Norden aus, wo vermutlich damals Ingo Löffler und andere Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft "Geologie" entsprechende Funde gemacht hatten, war die Gipsbank noch unverritzt. Die darunter liegenden Fasergipsbänke wurden hingegen früher schon teilweise stark abgebaut.Ein kleiner Ableger der über der grünen Mergelsteinlage ca. 8 cm mächtigen Fasergipsbank erwies sich an einer Stelle ebenfalls als recht interessant. Ein bogenförmiges schmales Fasergipsband war teilweise vollständig in Coelestin (2 mm) umgewandelt. Auch hier wurde der grüne Mergelstein in einer linsenförmigen Ablagerung bemerkt.Nach Süden scheinen sich dann die Aufschlüsse unter Hangschutt zu verlieren. Nach Norden sind nach dem Wasserriß keine Aufschlüsse in diesem Horizont vorhanden. Der untere rechte Aufschluß an der Tafel (Wasserriß) erwies sich schon damals als sehr gering fündig. Durch die Arbeiten in diesem Bereich im Zusammenhang mit dem Wanderweg sind außerdem die eventuell fündigen Randbereiche, soweit sie nicht schon damals durch die AG "Geologie" besammelt wurden, abgetragen wurden.

Neufunde vom Februar 2007 und Mai 2018 zeigen, dass dieses Vorkommen keineswegs erschöpft ist und immer wieder gute Funde zulässt. Dabei ist es wichtig den genauen stratigraphischen Horizont des Vorkommens zu verfolgen.

Literatur

  • H. Seifert "Röt und unterer Muschelkalk bei Göschwitz a. d. Saale" in Beiträge zur Geologie von Thüringen Heft 1, 1930 S.32
  • G. Hoffmann "Thüringer Coelestin" in LAPIS 6/1995 S.14-15
  • C. Linde "Coelestin" Kreisrundschau" Saale-Holzland Information 11/1996 S.25
  • C. Linde "Ein bemerkenswerter Neufund einer interessanten Fasergips-Fasercoelestinpseudomorphose vom Mönchsberg bei Göschwitz/Jena im Oberen Buntsandstein- Pelitröt-Folge, Mitteilungsblatt des TGV Nr. 16 vom Dezember 2002 (mit 2 Abb.)
  • G. Linck "Cölestin pseudomorph nach Fasergips nebst einem Anhang über Tutenmergel" Chemie der Erde, Ztschr. d. chem. Min., Petr., Geol. und Bodenkd. Bd. 2, 1926, S. 483 - 485 (mit Abb.)
  • K. Dinger "Über die Bildung der Coelestin-Vorkommnisse im Röt und Unteren Muschelkalk bei Jena" Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde S. 9-12 Verlag H. Aderhold Weida, 1928
  • O.Mügge "Über Pseudomorphosen von Coelestin nach Fasergips" N. Jahrb. f. Min. etc.1899 S.187
  • E. Naumann u. a. Erl. zur Geol. Karte von Preußen Blatt Kahla 1929 S.16
  • K. Mägdefrau "Jena in Vergangenheit und Gegenwart" Band I 1940 S.12

Auszug aus H. Seifert „Röt und unterer Muschelkalk bei Göschwitz a. d. Saale" in Beiträge zur Geologie von Thüringen Heft 1, 1930 S. 31-32

Die Schichten des oberen Röt (bisherigen mittleren und oberen) sind bei Göschwitz nur selten, und dann nur auf einige Meter Mächtigkeit aufgeschlossen, so daß ein genaues Profil nicht gegeben werden kann. Sie sind 50-55 m mächtig und bestehen in der Hauptsache aus roten Mergeln, denen ab und zu graugrüne Mergellagen, in der unteren Hälfte einige Quarzitbänkchen und Lagen von Fasergips, in der oberen Hälfte zwei Knollengipsterrassen und einige dolomitische Bänkchen eingelagert sind. Die roten Mergel im unteren Drittel sind am Fuße des Mönchsberges unter den Drahtseilbahnen gut aufgeschlossen. Sie enthalten hier zahlreiche bis 12 cm mächtige Lagen von Fasergips und innerhalb von Streifen graugrünen Mergels quarzitische Bänkchen. In diesen Fasergipsschnüren fand ich im Sommer 1926 deutlich faserigen Cölestin eingeschlossen, der den Übergang des Fasergipses in den Fasercölestin überaus gut zeigt. Die genaue Beschreibung dieses Stückes erfolgte durch Herrn Geheimrat Dr. Dr. G. LINCK. Eifrigstes Suchen förderte einige, allerdings weniger gute Stücke an diesem Aufschluß zutage; erst im Mai 1928 gelang es mir, wieder ein dem ersten ähnliches Stück zu finden.

Auszug aus K. Dinger "Über die Bildung der Coelestin-Vorkommnisse im Röt und Unteren Muschelkalk bei Jena" 1928, S.11-12

Der Aufschluß unseres Profils liegt rechts an der Straße zwischen Winzerla und Göschwitz kurz vor der Drahtseilbahn im Berggrundstück der Zementfabrik. Auf halber Höhe des Abhanges haben wir als unterste Schicht im roten Mergel eine quarzitische Sandsteinbank und etwa 1 1/2 m höher eine ziemlich mächtige Gangausfüllung von Fasergips; darüber folgen dann wieder Mergel. Dieser Gipshorizont ist für uns von besonderem Interesse, weil hier pseudomorpher Fasercoelestin im Fasergips sitzend gefunden wurde. Dieses Vorkommen hat unlängst G. Linck eingehend beschrieben.

Auszug aus E. Naumann u. a. Erl. zur Geol. Karte von Preußen Blatt Kahla 1929 S.16 unten

Am Fuße des Mönchsberges kommt als Seltenheit Cölestin in Verwachsung mit Fasergips vor.

Bilder zum Aufschluß am Mönchsberg

Originalstück aus dem Fund von H. Seifert (1926), Fundort: Göschwitz/Mönchsberg

 

Originalstück aus dem Fund von H. Seifert (1926), Fundort: Göschwitz/Mönchsberg.

Aus G. Linck: "Cölestin pseudomorph nach Fasergips nebst einem Anhang über Tutenmergel" in Chemie der Erde (Sonderabdruck) S. 484.

Ausschnitt der großen Stufe (Seitenansicht, vergrößert): oben Coelestin, unten GipsFasercoelestin (dunkelblau) in Fasergips (braun-weiß-orange), Draufsicht und Seitenansicht

 

Fasercoelestin (dunkelblau) in Fasergips (braun-weiß-orange), Draufsicht und Seitenansicht, Fasergips teilweise mit sekundärer Gipskruste überzogen, Fundort: Göschwitz/Mönchsberg.

Fasercoelestineinschluß im Fasergips, Fundort: Mönchsberg/GöschwitzFasercoelestin und Gips an einem Stück, Fundort: Mönchsberg/GöschwitzFasercoelestinkeil in Fasergips, Fundort: Mönchsberg/GöschwitzGesamtansicht der Stufe (etwas verkleinert)

Der unmittelbare Aufschlussbereich mit der Gips/Coelestinparagenese am Mönchsberg (Detailaufnahme) in der Pelitrötfolge des Unteren Buntsandsteins (Röt)

Der Fundhorizont 2018


Fasecoelestin-Neufund, BB: ca. 5 cm, Fasercoelestinlage ca. 6 mm breit

Ein neuerer Fund von 02/2007 zeigt eine Fasercoelestinlage, die zunächst durch Mergeleinschlüsse vom Gips getrennt ist. Im weiteren Verlauf tritt sie an einer kaum sichtbaren Naht in den Fasergips ein und verläuft als "blaues Band" mitten im Fasergips weiter. Auf der Rückseite dieser Stufe befindet sich noch ein scharf farblich und strukturmäßig abgegrenzter Fasercoelestineinschluss.

Auch 2018 wurden noch Stufen der Gips/Coelestinparagenese gefunden. Bildbreite: ca. 8 cm:

Zwei Stücke der Paragenese, Bildbreite ca. 8 cm, Fund 5/2018

Um Diskussion zur Entstehung wird gebeten.

Ein überraschender Neufund einer äußerlich sehr ähnlichen Mineralisation aus dem Raum Pößneck (untere Letten des Zechsteins) stellen Funde von Fasergips mit Fasercoelestineinschlüssen aus temporären Aufschlüssen vom Sommer 2002 dar. Dieser Fund ist aber bisher noch nicht sicher bestätigt.

Auszug aus der Korrespondenz mit Herrn Christof Poser (Mainz) vom April/Mai 2003

"...Daher plane ich eine wissenschaftliche Bearbeitung der Coelestine vom Möchsberg mittels moderner Methoden (Strontiumisotope, Dünnschliffe). Ihr Internetangebot habe ich mit Interesse gelesen. Ich stimme mit Ihnen überein, daß ich ebenfalls eine  l o k a l e  Herkunft des Strontiums aus dem Profil selbst vermute. Allerdings konnte ich Proben entnehmen, bei denen die Coelestinkeile oben, unten und inmitten des Fasergipses aufttreten, und zwar meist nahe an Einschlüssen brauner Mergel. Ich selbst vermute eine Herkunft des Strontiums entweder aus den roten Mergeln oder aus dem Fasergips selbst. Noch ein Hinweis zur Definition: Da es sich zwar um Fasercoelestin handelt, aber die ursprüngliche Form der Gipskristalle nicht mehr erhalten ist (andere Wachstumsrichtung, bilden stumpfe Winkel) sollte hier vielleicht nicht von Pseudomorphose gesprochen werden. Im Dünnschliff wird sich aber feststellen lassen, ob hier der Gips durch Coelestin verdrängt wurde (Metasomatose)...Noch einen kurzen Hinweis zum Profil: Die Fasergipsbank im Hangenden der Coelestin haltigen Bank ist durch deutlich GEBOGENE Fasern gekennzeichnet, ein zur Orientierung wohl sehr wichtiger Horizont..."

Aktivitäten im Zusammenhang mit der Anlage eines Wanderweges (Zukunftsprojekt "3. Geol. Lehrpfad")

Tafeltext einer geologischen Erläuterungstafel am Standort "Wasserriß am Mönchsberg" etwa gegenüber Jembo-Park am neuen Wanderweg von Göschwitz nach Winzerla (B 88):

Geologischer Aufschluss "Wasserriß am Fuße des Mönchsberges"

Im Bereich des Steilhanges, sowie rechts vom Standort im Wasserriß sind geologische Aufschlüsse mit mehreren Metern rötlichen Mergeln aufgeschlossen. Sie enthalten hier zahlreiche bis 12 cm mächtige Lagen von Fasergips und Knollengips (CaSO4 x 2 H2O) sowie innerhalb von Streifen graugrünen Mergeln auch quarzitische Bänkchen. In den Fasergipsschnüren wurde im Jahre 1926 erstmalig auch faseriger blauer Coelestin (SrSO4) nachgewiesen. Diese Schichten gehören dem Oberen Buntsandstein (Röt) an. Weiter oberhalb dieser Aufschlüsse befindet sich der auflässige Muschelkalksteinbruch der ehemaligen Portlandzementfabrik Göschwitz "Prüssing u. Co.".

Textentwurf C. Linde 10/1998

Im Mai 2002 wurde dann die Tafel aufgestellt Der Aufschluss ist freigelegt, Geländer sind angebracht und Wegweiser aufgestellt wurden.

 

Leider wurde die Tafel im April 2003 nach knapp einem Jahr bereits beschädigt (verbogen) vorgefunden!

Neue Tafel am Auschluss Juli 2013

 

Während einer jüngst durchgeführten Kurzbegehung des Aufschlusses wurde erfreulich festgestellt, dass die Tafel erneuert wurde und eine schöne Holzeinfassung mit Dach bekam. Leider waren ein paar Fehler später zu korrigieren. Trotzdem eine Augenweide!


Literaturhinweis zum diesem neuen Aufschluß:

  • Dittrich/Köhler: "Wandern in Jena - Stadtnahe Rundwanderungen" Jenzig - Verlag 2004, S. 13