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Die Coelestinvorkommen im Rosental bei Zwätzen und im Himmelreichsgraben bei Jena-Lobeda

Kurzbeschreibung

Auf Grund der exponierten Lage direkt unterhalb der steilen Wellenkalkstufe (Unterer Muschelkalk) sind die darunter liegenden Myophorienschichten des Obersten Buntsandsteins im Jenaer Raum nur sehr selten aufgeschlossen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Bereiche häufig von einer bis mehrere Meter mächtigen Schicht aus Verwitterungsschutt des darüber liegenden Muschelkalkes sich der Beobachtung entziehen. So sind anstehende Myophorienschichten schon etwas ganz Besonderes. Wenn dann noch die Coelestin führenden Bereiche dieser Folge aufgeschlossen sind, kann man sich schon sehr glücklich schätzen.

In der unmittelbaren Umgebung von Jena (ohne Dornburg) sind solche Aufschlüsse heute an weniger als "fünf Fingern" abzuzählen.

Historisch beschriebene Aufschlüsse

  • künstlicher Aufschluss am Westabhang des Hausberges (KIRSTE 1912)
  • Aufschlüsse im unteren Rosental bei Zwätzen (WAGNER 1897)

Noch vorhandene, aber nicht Coelestin führende Bereiche

  • Aufschluss 4 des Ersten Geologischen Lehrpfades von Jena unterhalb "Ulmers Ruh" am Nordhang des Hausberges (LINDE 1986)
  • kleiner Aufschluss im Pennickental (Südhang) in einer Erosionsrinne
  • Aufschlüsse am Bachbett vom *Steinbach (Rautal) und im Mühltal in der Leutra nahe der Papiermühle (*laut P. Puff seit 2005 verschüttet)
  • Aufschlüsse im Rosental/Rosenschlucht bei Zwätzen, teilweise im trockenen Bachbett

Am letztgenannten Auschluss soll es einen historischen Fundpunkt von himmelblauen Coelestinkristalldrusen in der Myophorienfolge geben (WAGNER 1897, NAUMANN 1928, BODE 1994). Die Ursprungsquelle dieser nur aus der Literatur bekannten Fundstelle findet sich bei WAGNER, S. 9: "...Im Rosenthal bei Zwätzen sind letztere auch mit schönen Drusen von himmelblauem Cölestin und Kalkspath ausgekleidet." Eine Stufe mit blauen Coelestinkristallen mit der Fundortangabe "Rosenthal bei Zwätzen" befindet sich in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Begehungen Mitte der 90er Jahre und aktuelle (2007) erbrachten lediglich sehr vereinzelte, leicht angelaugte blaue Coelestineinschlüsse in Fossilhohlräumen und als Schalenerhaltung (Beneckeia und Lima) in Gerölllesesteinen, die möglicherweise aus diesem Horizont (oder darüber - mu?) stammen könnten. Weitere Untersuchungen folgen.

Vier Bilder von Aufschlüssen der Myophorienfolge des so/Gelben Grenzbank des mu aus dem unteren Rosental ("Rosenschlucht") bei Jena - Zwätzen:

Rosental bei Zwätzen: Klippen mit Myophorienschichten an den Schluchtseiten anstehend.

Rosental bei Zwätzen: Klippen mit Myophorienschichten an den Schluchtseiten anstehend.
Rosental bei Zwätzen: anstehende Myophorienfolge kurz oberhalb der Coelestin führenden Myophorienplatten Rosental bei Zwätzen: Der Abschluss des Oberen Buntsandsteins mit der Gelben Grenzbank des Unteren Muschelkalkes.

Obere Reihe: Klippen mit Myophorienschichten an den Schluchtseiten des Rosentals bei Zwätzen anstehend.

Untere Reihe: links: die anstehende Myophorienfolge kurz oberhalb der Coelestin führenden Myophorienplatten; rechts: Der Abschluss des Oberen Buntsandsteins mit der Gelben Grenzbank des Unteren Muschelkalkes. Die strohgelben Kalke des Oberen Buntsandsteins sind aber nur undeutlich aufgeschlossen.Die Grenzbank bildet eine Steilstufe in der Schlucht.

Ganz ähnliche Aufschlussverhältnisse findet man auch im Himmelreichsgraben bei Jena-Lobeda.

Coelestin führende Aufschlüsse

  • schwer zugängliche alte Bergbaustollen oberhalb von Wogau am Südhang des Jenzig - s. Seite "Fasercoelestinbergbau" (WAGNER 1897, KEIL 1955)
  • Aufschlüsse im Himmelreichsgraben am Spitzberg bei Jena - Lobeda (NAUMANN 1929,LINDE 1986)

Himmelreichsgraben: der Aufschluss in Winter 1979  (Foto: C. Linde) Himmelreichsgraben: der Aufschluss in Winter 1979  (Foto: C. Linde) Himmelreichsgraben: der Aufschluss im Jahr 2000 (Foto: R. Geyer +)


Himmelreichsgraben: blaue Coelestinkristalle in einer Druse aus einer Calzitkluft (Fund H. Seifert 1928)

Calzitdruse mit winzigen Nadelpyriteinschlüssen aus dem Himmelreichsgraben, Fundjahr 1985 (Foto G. Linde)

Fasercoelestin vom Himmelreichsgraben, ca. 3 x 2 cm

Untere Reihe: links: Coelestin XX in Calzitdruse/Myophorienfolge, Fundort: Jena - Lobeda (Spitzberg). Solche Funde sind an dieser Fundstelle selten, da es nur wenige und geringmächtige Klüfte in diesen Schichten gibt; rechts: Fasercoelestin, ca. 3 x 2 cm , als Belegfund an dieser Fundstelle nicht selten.

Fasercoelestinlage im Aufschluss Himmelreichsgraben, Foto: Thomas Billert

Kluft mit Coelestin-und Calzitmineralisation


Bemerkenswerte neuere Fundzeiträume: Herbst 1983, Frühjahr 1987, Herbst 2013

Mineralien:

  • Coelestin xx, Fasercoelestin
  • Calzit xx
  • Pyrit, Nadelpyrit (?) MM
  • Zinkblende (Einzelfund!) MM Einschluss
  • Glaukonit MM

Abfolge in den Gängen:

  • Calzit - Coelestin - Pyrit (vereinzelt Calzit/Coelestin gleichzeitig)
  • Calzit/Pyridnadeln (coelestinfrei - da weggelöst)

Tektonisch bedingt ist der Aufschluss von zwei geringmächtigen steilstehenden Kluftsystemen durchzogen. Während die linke Kluftzone bisher nur Calzit führte, konnten in einer mittleren Kluft im Bereich von massiveren Kalkbänken der Myophorienfolge gelegentlich sich auf mehrere cm erweiternde Klufthohlräume beobachtet werden. In ihnen traten selten gut kristallisierte Coelestinfunde auf (s. Bild oben).

Herbst 2013: Sensationelle Neufunde auch in linker Kluft! Dieser bemerkenswerte Drusenfund (Größe der Druse ca. 8 cm x 3 cm) blieb während der weiteren Untersuchung der Störungszone ein Einzelfund. Weitere dort zu findende Drusen enthielten fast nur stark angelösten Coelestin. Der Coelestin fiel dann als körnige Aggregate beim Bergen aus den Drusen heraus (s. Bild unten). Durch Wassereinwirkung waren die meisten der  Kristalle in den oberflächennahen Drusen und Klüften stark korrodiert. Im Bereich einer kompakteren Kalksteinbank oberhalb gab es auch in benachbarten Fliederklüften Calzit- und angelaugte Coelestinkristalle.

Detail der Druse, BB ca. 8 cm

mit Coelestin gefüllte Kluftdrusen


ehemals mit Coelestin gefüllte Druse

Mit Coelestin auskristallisiert war eine Kluftspalte nahe der Hauptverwerfung im Bereich einer kompakten Kalkbank


Kluft mit korrodiertem Coelestin

Kluft mit korrodiertem Coelestin (Detail)


Fossilien:

  • Myophoria vulgaris, Hoernesia (Gervilleia) socialis, Pecten discites, Monotis albertii,...
  • Beneckeia wogauana, Beneckeia buchi (selten)
  • Fisch- und Saurierreste

(s. auch die Seite Bemerkenswerte Fossilfunde aus der Jenaer Region)

Auszug aus dem Artikel der Fundgrube Heft 3/1986, S. 94:

Fundmitteilungen - Mineralfunde im Gebiet von Jena und bei Bürgel

1. Coelestin bei Jena-Lobeda

Bei Geländebegehungen im Himmelreichsgraben bei Jena-Lobeda kam es in den vergangenen Jahren zu einigen lokal bemerkenswerten Mineralvorkommen. Das in einer steilen Erosionsrinne am Spitzberg bei Jena-Lobeda aufgeschlossene Gestein wird der Myophorien-Folge (Myophorienplatten) des oberen Buntsandsteins zugeordnet und enthält für die Jenaer Gegend typische hellblaue Fasercoelestinlagen, teilweise bis zu 15 mm Mächtigkeit. Da die historischen Vorkommen bei Dornburg und Steudnitz nahezu verschüttet sind und auch am Jenzigsüdhang bei Wogau keine Funde mehr gemacht werden können, gilt es auf diesen örtlichen Aufschluß zu achten. Bei der Untersuchung am südlichen Rand der Erosionsrinne traten in Klüften auch gut ausgebildete bis 10 mm große klare Coelestinkristalle von blauer Farbe mit prismatischem Habitus auf. Oft sind die Kristallflächen jedoch korrodiert. Daneben kommt häufig CaIcit in typischen skalenoedrischen Kristallen vor. Für die Micromounter ist ein nadeliger Pyrit von besonderem Interesse. Er tritt in Calcitdrusen auf und zeigt bis 2 mm große „spießige" Kristalle. Leider Ist die typische Farbe in Folge Verwitterung nicht mehr zu erkennen. Auf Klüften tritt vereinzelt Pyrit in „Pyritoedern" auf. Beim Aufsammeln von Belegmaterial gebe ich jedem Sammelfreund mit auf den Weg, die Bestimmun­gen zum Sammeln von Mineralien und Fossilien einzuhalten. Das betreffende Gebiet liegt außerdem im Landschaftsschutzgebiet mittleres Saaletal.

Rechts neben dem Hauptaufschluss auf der linken Grabenseite der Erosionsschlucht (siehe Bild) wurde durch Sammler Ende der 80er Jahre ein weiterer Aufschluss geschaffen. Dieser ist aber zur Zeit völlig verschüttet. Im oberen Teil der Schlucht quert der coelestinführende Horizont den Grund. In kleineren Aufschlüssen wurde in diesem Bereich 1988 eine drusige Gesteinsbank anstehend angetroffen. In den Hohlräumen dieser Bank fanden sich, neben Calzit auch kleine Coelestinkristalle (heute nicht mehr aufgeschlossen). Eine überwachsene Halde mit vereinzelten ausgelaugten Fasercoelestinfunden (weiß) kann man auf der rechten Grabenseite etwas oberhalb gegenüber dem Hauptaufschluss bemerken. Hier könnte ein früherer Bergbau umgegangen sein. Hinweise dazu finden sich auch bei E. NAUMANN in den Erläuterungen zum Blatt Kahla (1929). Reste von bergbaulicher Tätigkeit in Form von verschütteten Stolleneingängen konnten aber bis jetzt im steilen Gelände noch nicht ausfindig gemacht werden. Der Grabenschluss wird von der gelben Grenzbank und den darüber liegenden Wellenkalk des Muschelkalkes mit einer Steilstufe gebildet. Vereinzelte Lesesteine in der Myophorienfolge fanden sich auch im weiteren Umfeld, vor allem im Bereich des Burgberges der Lobdeburg und weiter östlich (oberhalb Drackendorf). In diesen Lesesteinen konnten 1984 einmalig Funde von kristallisiertem Coelestin (+ Strontianit?) gemacht werden (s. Coelestin-Einzelfunde im Bereich der Blätter Jena/Kahla und Bürgel).

Himmelreichsgraben  bei Lobeda zwischen Johannisberg und Spitzberg

Zugangshinweise:

Die Fundstelle liegt etwas versteckt am südlichen Hang einer Erosionsrinne zwischen Spitzberg und Johannisberg. Man erreicht sie am günstigsten über den Fahrweg der unmittelbar vor dem Alten Schloss steil nach links abzweigt (Bornberg). An einer Quellfassung (Überlauf vom Hochbehälter) hält man sich etwas rechts zwischen Gartenanlage und Graben. Etwa 100 m oberhalb nach dem letzten Garten auf der linken Seite, zweigt auf der rechten Seite des Wanderweges ein kaum erkennbarer Pfad (an einer periodisch schüttenden Quelle) ab. Diesen folgt man noch etwa 50 m und gelangt dann in die Erosionsrinne. Im Grunde des Grabens haltend (weglos) ist die Fundstelle nach wenigen Metern links oberhalb zu sehen.


Literaturhinweise zur Fundstelle Himmelreichsgraben

  • E. Naumann: Erläuterung zur Geologischen Karte Blatt Kahla, 1929, S. 19
  • Dr. Wolfgang Heinrich/Lothar Lepper: Jena-Heimatkundlicher Lehrpfad, Verlag Max Kessler, Jena 1969, S. 100
  • Dr. Wolfgang Heinrich/Lothar Lepper: Jena Landschaft, Natur, Geschichte Heimatkundlicher Lehrpfad, Ahorn Verlag, 1999, S. 171
  • C. Linde: Fundgrube Heft 3/1986, S. 94
  • G. Hoffmann: "Thüringer Coelestin" in LAPIS 6/1995, S.16 und 18